Werkstatt-Tipp: Reifenbezeichnungen auf modernen Agrar-Reifen

Neben der Reifengröße und allerhand Symbolen finden sich auf modernen Agrar-Reifen weitere Buchstabenkürzel. Diese dreistelligen Buchstabencodes geben Aufschluss über Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten der Reifen im zyklischen Feldeinsatz.

Ein zyklischer Feld- und Ernteeinsatz ist gekennzeichnet von wiederkehrenden Be- und Entladungsintervallen, wie sie hauptsächlich bei der Ernte auftreten: Eine Maschine fährt mit leerem Ladewagen oder Bunker auf das Feld. Während der Erntefahrt erhöht die steigende Menge des eingefahrenen Ernteguts das Maschinengewicht und damit die Last auf den Reifen linear, bis Bunker oder Ladewagen ihre Kapazitätsgrenze erreicht haben und entladen werden müssen.
Der Entladevorgang führt zu einem unmittelbaren Abfall der Reifenlast; der Zyklus beginnt von vorn.

Hier nun die wichtigsten Kürzel, die Sie kennen sollten.

CHO (Cyclic Harvesting Operation) und 
CFO (Cyclic Field Operation)

Diese Reifen mit CHO- und CFO-Kennzeichnung sind speziell für landwirtschaftliche Maschinen konzipiert, die über kurze Feldtransportzyklen (bis zu max. 1,5 Kilometern) höhere Lasten tragen und transportieren müssen. Die Kürzel stehen übersetzt für den zyklischen Ernteeinsatz (CHO) oder den zyklischen Feldeinsatz (CFO).

Im Kern bezeichnen CHO und CFO dieselben Reifeneigenschaften – nur hat sich die Kennzeichnung CHO bei Standardreifen nach ETRTO S. A20 für Erntemaschinen, die zyklisch belastet werden, etabliert und die Kennzeichnung CFO findet sich hingegen bei Reifen mit IF- oder VF-Technologie gemäß ETRTO S. A27.

Beide Reifentypen dürfen auf kurzen Strecken auf dem Feld bei einer Geschwindigkeit zwischen 10 und maximal 15 km/h eine deutlich höhere Last als die angegebene Traglast unter Normalbedingungen transportieren. Die zugelassene Feld-Fahrstrecke mit einer solchen Überlast beträgt im Regelfall bis zu max. 1,5 Kilometern. Genaue Informationen über diese zulässige Intensivnutzung sind in den technischen Datenblättern eines Reifens mit CHO- bzw. CFO-Kennzeichnung zu finden.

HLV (High Load Variation) und LLV (Low Load Variation)

Die Abkürzungen HLV und LLV auf einem Reifen beziehen sich hingegen auf die Art der Lastveränderung, die der Reifen eines gezogenen Fahrzeuges während des Einsatzes aushalten muss.

HLV (High Load Variation): Ein solcher Reifen hält große Last-Schwankungen um Faktor 2 zwischen unbeladenem und beladenem Zustand aus. Diese Art von Lastveränderung tritt beispielsweise bei Lade- und Überladewagen auf. Die Sicherheit und Leistungsfähigkeit des Reifens unter diesen Bedingungen erfordern allerdings ein genaues Monitoring des Reifendrucks. Außerdem empfehlen Reifenhersteller für derartige Szenarien häufig Entfernungs- und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Näheres steht in der jeweiligen Luftdrucktabelle des Reifens.

LLV (Low Load Variation): Diese Reifen sind für Szenarien mit konstanter Belastung geeignet, etwa bei Transportdiensten oder Traktoren im Feld, wo die Reifenlast deutlich weniger stark schwankt, etwa bei Bodenbearbeitungs- und Futtererntemaschinen.

NRO (Narrow Rim Option)

NRO-Reifen bringen alte Felgen und neue Reifentechnik zusammen. Fast immer handelt es sich bei NRO-gekennzeichneten Profilen um moderne IF-/VF-Reifen. Diese hochflexiblen Reifen werden typischerweise mit breiteren Felgen kombiniert.
Reifen mit dem Kürzel NRO für „Narrow Rim Option“ lassen sich aber nicht nur auf einer breiten Felge montieren. Sie erbringen ihre volle Performance auch auf der bisherigen Standard-Felge. Davon profitieren Landwirte, die auf IF- oder VF-Reifen umsteigen wollen, sich aber den teuren Felgen-Neukauf sparen möchten. So bieten NRO-Reifen Flexibilität bei der Reifenwahl und ermöglichen es Landwirten, die bestehenden Felgen zu nutzen, ohne auf die Vorteile moderner, bodenschonender Reifen verzichten zu müssen.